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18.06.2013
Drei Stunden
"Hochzeiten machen mich immer ein bisschen aggressiv", flüstert Martin (Nicholas Reinke) auf einer ebensolchen in "Drei Stunden". Eine ähnliche Wirkung hat Boris Kunz' Film "Drei Stunden", der gefühlt entschieden länger ist als die titelgebende Zeitspanne. Solange fühlt man sich gleich dem Hauptcharakter auf einer Pflichtveranstaltung, die man aus ähnlichen Gründen aussitzt: Man ist eingeladen (vom Paar / Verleih), irgendwer verlangt es (der Anlass / Arbeitsauftrag), man hatte gehofft, die ganze Inszenierung wäre weniger peinlich und falls doch, man würde sie überstehen, indem man gebührend darüber lästert.Letztes tun Martin und die Schwester der Braut, die sich zu Beginn des vorhersehbaren Traktätchens über Mut zum Lebensbund kennenlernen. Seitdem ist Isabel (Claudia Eisinger) Martins Freundin, allerdings die beste und nicht die feste. Ihre wahren Gefühle, die sie brav nach dem Handbuch für profilloses Drehbuchschreiben füreinander hegen, verbergen sie seit Jahren und würden munter damit weitermachen, hätte die Ökoaktivistin nicht ein Entwicklungshilfeprojekt in Mali und der Bühnenautor eine Epiphanie in München. Das ist der heitere Handlungsort, durch den Martins Kumpel Fred (Peter Nitzsche), Isabels Mitbewohnerin Johanna (Lucy Wirth) und der Rest der gemeinsamen Clique in einer Art tourismusfördernden Schnitzeljagd führen. Unterwegs kracht es, emotional zwischen Martin und Isabel, autotechnisch zwischen Martin und Isabels Eltern (Matthias Brenner, Doris Buchrucker), regielich zwischen Martin und seiner Theatertruppe und spirituell zwischen Martin und Gott (Dietrich Hollinderbäumer).
"Bei der Transformation in ein Drehbuch hat die Geschichte eine Form angenommen, die man wohl als Romantic Comedy bezeichnen muss", sagt Kunz. Nein, man muss sie eher als Mainstream-Müll bezeichnen. "Don't fuck this up", steht über einem Scherzfoto Isabels in Martins Drehbuch. Kunz gab offensichtlich keiner diesen Rat. Lida Bach /
Wertung: *
(1 von 5)
Quelle der Fotos: Kaissar Film / NFP Filmdaten Drei Stunden Deutschland 2012 Regie: Boris Kunz; Darsteller: Nicholas Reinke (Martin Wolf), Claudia Eisinger (Isabel Lindauer), Peter Nitzsche (Fred), Lucy Wirth (Johanna), Dietrich Hollinderbäumer (Gott), Hartmut Schreier (Taxifahrer), Matthias Brenner (Karl Lindauer), Doris Buchrucker (Doris Lindauer), Christian Heiner Wolf (David) u.a.; Drehbuch: Boris Kunz unter Mitwirkung von Alexander Costea; Produktion: Kaissar Film Co. in Koproduktion mit d.i.e. Film GmbH, Bayerischer Rundfunk, Hochschule für Fernsehen und Film München; Produzent: Khaled Kaissar; Kamera: Martin Niklas; Musik: Konstantin Ferstl, Rosalie und Wanda; Schnitt: René Loos; Länge: 100,51 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih der NFP marketing & distribution GmbH; deutscher Kinostart: 25. Juli 2013
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