15.01.2001
Keine Filmkritik
Drei Engel für Charlie
Der unbekannte Millionär Charlie beschäftigt eine Privat-Verbrechensbekämpfungs-Einheit, bestehend aus drei jungen Frauen. Als ein Oberbösewicht die Welt bedroht, greifen die drei ein...
![]() ![]() Obwohl die Spice Girls ihren Zenit (wenn man das so nennen mag...) schon überschritten haben, ist "Girl Power" immer noch in. Die 70er und 80er erleben ein Revival, Serienverfilmungen versprechen sichere Profite - bei dieser Konstellation fallen einem natürlich die "Drei Engel für Charlie" ein. Eine sogenannte "Kultserie", aber irgendwie ist ja eh alles Kult. Das Konzept dieser Kultserie, sozusagen das Kultkonzept, wird von seinem 70er-Jahre-Fernsehmief befreit und ins Jahr 2000 versetzt (absolut kultverdächtig!!!). Die Inszenierung besorgt natürlich ein renommierter Videoclip-Regisseur, dessen "Künstler"-Name McG wahlweise an das legendäre Schutzpseudonym von Hollywoodregisseuren "Alan Smithee" oder einen neuen McDonald's-Burger gemahnt. Alles muss immer schnell sein, immer irgendwie "abgefahren" und "schräg", es muss sich viel bewegen und darf nicht viel geredet werden. Wie in einem Videoclip eben. Der dauert aber nur vier bis fünf Minuten. "Drei Engel für Charlie" hüpft 95 Minuten lang in völlig anti-erzählerischer Episodenhaftigkeit herum: Einmal explodiert etwas, dann fährt Drew Barrymore ein Rennauto mit Stars-and-Stripes-Lackierung, dann gibt es eine Schlägerei. ![]() Eine Hollywoodschlägerei sieht nach "Matrix" natürlich anders aus als vor "Matrix", nämlich mehr so wie bei "Matrix". Hollywood hat Kung Fu wiederentdeckt und mit Lucy Liu darf ja auch eine Chinesin mitprügeln. In Szenen, in denen nichts explodiert und nicht gekämpft wird, wird meist der Soundtrack zum Film beworben. Destiny's Child trällern im heimlichen Titelsong "Independent Women, Part 1": "All the honeys makin' money, throw your hands up..." - Selten wurde völlige Sinnleere enthusiastischer besungen. Wie McG sich solche "Independent Women" vorstellt, zeigt er uns in seinem Videoclip-Burger. Dass der nicht den Feminismus neu begründen würde, war klar. Aber McG's Produkt ist eigentlich nur dazu da, um penetrant mit der Kamera auf Cameron Diaz' Hintern und Drew Barrymores Brüste (und umgekehrt) zu halten. Diese Szenen, alle in steriler H&M-Erotik, haben keine andere Funktion, als das männliche Publikum zwischen zwei Explosionen bei Laune zu halten und dem weiblichen Publikum die neueste Bademode zu verkaufen. Alles ist natürlich völlig jugendfrei und somit in aller vorgegaukelten Zeigefreudigkeit doch wieder nur verklemmt. Doch wozu die Aufregung? Warum ein Produkt dermaßen ernst nehmen, das sich nicht einmal selbst ernst nimmt? Von dem man noch dazu nicht wirklich etwas Positives erwartet hat. Man wusste auch sicherlich vorher, dass die Filmindustrie ihr Publikum für dumm hält, die Offenherzigkeit, mit der sie dies in "Drei Engel für Charlie" jedoch zur Schau trägt, muss einen erschrecken.
Oliver Nöding
/ Wertung:
0 von 5 Punkten
Filmdaten Drei Engel für Charlie (Charlie's Angels) USA 2000 Regie: Joseph McGinty Nichol, Drehbuch: Ryan Rowe, Ed Solomon, John August; Kamera: Russell Carpenter; Musik: Edward Shearmur; Darsteller: Drew Barrymore (Dylan), Cameron Diaz (Natalie), Lucy Liu (Alex), Bill Murray (Bosley), Crispin Glover, Tim Curry, Luke Wilson u.a. 92 Minuten, FSK: ab 12 Jahren
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