19.01.2020

Dredd

Rund 25 Jahre ist es jetzt her, dass Sylvester Stallone in "Judge Dredd" (Regie: Danny Cannon, USA 1995) als gleichnamiger Titelheld zu sehen war. Die seltsam zerfahren wirkende Comicverfilmung entfernte sich mit den bunten Bildern und dem ständigen Augenzwinkern von den Original-Comics, in denen Judge Dredd seit 1977 auftritt. Regisseur Pete Travis ("8 Blickwinkel") und Drehbuchautor Alex Garland ("28 Days Later") versuchen sich nun an einer schlicht mit "Dredd" betitelten Neuauflage des Stoffes. Die humorlose und düstere, bisweilen zynische Version der beiden Filmemacher bleibt näher an der Comicvorlage als das Stallone-Vehikel, zum wirklich gelungenen Film verdichtet "Dredd" seine Zutaten aber nicht.

In ferner Zukunft leben die Menschen in dreckigen Mega-Cities, während die Außenwelt einer nuklearen Wüste gleichkommt. In den zahlreichen Wohnblocks, in denen Drogenhandel und Gewalttaten allgegenwärtig sind, sorgen die Judges – Richter und Vollstrecker in Personalunion – für Recht und Ordnung. Am meisten fürchtet die Unterwelt den kompromisslosen Judge Dredd (Karl Urban), den härtesten Haudegen unter den Gesetzeshütern. Als Dredd eines Tages mit der übersinnlich begabten Rekrutin Cassandra (Olivia Thirlby) in einem Wohnblock ermittelt, geraten die beiden in eine Falle: Die Drogenbaronin Ma-Ma (Lena Headey) kontrolliert das gesamte Gebäude und schottet es nach außen hin ab. Ohne Funkkontakt und ohne Hoffnung auf Verstärkung kämpfen die Judges in den verschiedenen Stockwerken gegen eine Überzahl an Schergen.

Es dauert etwa eine Viertelstunde, bis "Dredd" die beiden Hauptfiguren in diese ausweglose Lage bringt – von jetzt an folgt der Film dem Muster des indonesischen Martial-Arts-Streifens "The Raid" und beschränkt sich auf den Überlebenskampf im Hochhaus. Zwar ist "Dredd" trotz der heiklen Situation nie wirklich spannend, reißt aber vor allem auf visueller Ebene dennoch mit. Der ansehnliche 3D-Effekt und einige famos inszenierte Szenen mit Superzeitlupen stechen besonders hervor. In düsteren Tönen entwirft "Dredd" eine wahrlich endzeitliche Atmosphäre, die durch die nicht gerade zimperlichen Gewalteinlagen umso grimmiger erscheint. Es versteht sich von selbst, dass im Rahmen der schlichten Handlung nur sehr bedingt eine Beziehung zu den Figuren aufkommen kann. Im Gegensatz zu Olivia Thirlby, die quasi die menschliche Komponente des Films bedient, bleibt Karl Urban als wortkarger und von einer Maske bedeckter Dirty Harry der Zukunft wenig greifbar – und so wirken die durchaus ansehnlichen Actionszenen bald etwas ermüdend.



Diese Filmkritik ist zuerst erschienen bei fluter.de.

 

Christian Horn / Wertung: * * * (3 von 5)



Filmdaten

Dredd
(Dredd)

GB/Südafrika/USA/Indien 2012
Regie: Pete Travis;
Darsteller: Karl Urban (Judge Dredd), Olivia Thirlby (Anderson), Lena Headey (Ma-Ma), Jason Cope (Zwirner), Domhnall Gleeson (Clan Techie), Joe Vaz (Big Joe), Scott Sparrow (Japhet), Langley Kirkwood (Judge Lex), Edwin Perry (Judge Alvarez), Karl Thaning (Judge Chan), Michele Levin (Judge Kaplan), Warrick Grier (Caleb), Wood Harris (Kay) u.a.;
Drehbuch: Alex Garland nach den Charakteren von John Wagner und Carlos Ezquerra; Produzenten: Alex Garland, Andrew Macdonald, Allon Reich; Kamera: Anthony Dod Mantle; Musik: Paul Leonard-Morgan; Schnitt: Mark Eckersley;

Länge: 96,05 Minuten; FSK: ab 18 Jahren; deutscher Kinostart: 15. November 2012



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