31.05.2000
Gnadenlose Oberflächlichkeit und vorgespielte Kritikfreudigkeit
Dogma
Eine erfrischende Erzählung verspricht anfangs Dogma zu werden. Doch Plattheiten und Oberflächlichkeiten lassen den Film lediglich zu einer missratenen Komödie werden. Einer Reflexion oder eines sachgerechten Einsatzes der aufgeworfenen Themen kann sich Autor und Regisseur Kevin Smith nicht annähern.
![]() Dass Jesus als Schwarzer und Gott als eine Frau dargestellt wird, mag noch erfrischend wirken, auch wenn die Idee schon mehr als einmal ausgebreitet worden ist. In dem klaren Bekenntnis zur jungfräulichen Empfängnis Mariae mag jedoch nicht mehr jeder folgen. Glaubenssätze werden nicht nur übernommen, sondern auch auf archaisch unreflektierte Weise dargestellt. Dogma protzt dabei mit bloß vorgespielter Sachkenntnis. Theologische Themen werden zwar benannt, aber dann doch liegen gelassen und nicht angegangen. Story und Personen ergeben ein unausgegorenes Potpourri aus Mythen, Religion und Erfindung. Mehr als Lässigkeit und penetrante Modernität, die den Engeln Kapuzenpullis verleiht, kann der Film an Komik nicht bieten, und deswegen langweilt er schnell. Schließlich ergeht sich er sich fast nur noch in Plattheiten. Da taucht zum Beispiel der Golgathaner auf, ein "Scheiß-Dämon", der sich aus dem Kot der auf Golgatha Gekreuzigten zusammensetzt und mit Raumspray erledigt wird.
Gott, der, als er noch zornig war, die Sintflut und den Schwefelregen auf Sodom befohlen hat und in dessen Namen Kreuzzüge geführt worden sind, ist nun friedliebend und human geworden. Kevin Smith vergibt Gott. Kein Wässerchen kann ihn mehr trüben, und damit hat sich das Thema Vergangenheit für den Film auch erledigt. Niemand würde wahrscheinlich darauf bestehen, dass ein Film dazu zwangsläufig Stellung beziehen müsse. Doch da diese Themenkomplexe explizit ins Spiel gebracht werden, kann mehr erwartet werden als substanzloses Gerede. Kevin Smith gibt sich als Religionsanhänger zu erkennen, und seine Kritikfreudigkeit scheint über weite Strecken nur vorgespielt. Nur Riten und Auswüchse scheinen ihn an Mutter Kirche gestört zu haben. Dogma bleibt so ein in sich widersprüchliches Stückwerk. Mit den zweifelnden Charakteren findet in diesem Film auch der Regisseur zum Glauben.
Philipp Wallutat
/ Wertung:
* *
(2 von 5)
Filmdaten Dogma USA 1999 Regie & Drehbuch: Kevin Smith; Ausstattung: Robert Holtzman; Kostüme: Abigail Murray; Kamera: Robert Yeoman; Musik: Howard Shore, Randall Poster; Darsteller: Ben Affleck (Bartleby), Matt Damon (Loki), Linda Fiorentino (Bethany), Salma Hayek (Serendipity), Jason Lee (Azrael), Alan Rickman (Metatron), Chris Rock (Rufus), George Carlin (Kardinal Glick), Jason Mewes (Jay), Kevin Smith (Silent Bob), Bud Cort (John Doe Jersey), Janeane Garofalo (Liz), Alanis Morissette (Gott) u.a. Länge: 135 Minuten; FSK: ab 16 Jahren; deutscher Kinostart: 20. April 2000
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