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20.06.2010
Die wilde Farm
Am Morgen nach dem Aufstand ist alles anders. Der alte Bauer ist verschwunden, nun regieren die Tiere auf dem Hof. Im Alleingang oder gemeinsam erkunden sie zuerst das Gehöft, bis sich die ersten schließlich auch außerhalb des Hofs wagen. Vor ihnen liegt die Wildnis, deren Teil sie einst waren. Der Geist der freien Natur erwacht in "Die wilde Farm" in den zahmen Haustieren zu neuem Leben. Aufwendige Tieraufnahmen und eine liebevoll erzählte Handlung verknüpft das halbdokumentarische Tierabenteuer zu einem zauberhaften Naturfilm, der kindliche und erwachsene Zuschauer das Landleben mit anderen Augen sehen lässt.Wie in George Orwells literarischem Klassiker beginnt Dominique Garings und Frédéric Goupils "Die wilde Farm" mit einer Revolution. Doch statt eine sozialkritische politische Botschaft zu vermitteln, zeigt der französische Naturfilm in eine biologisch-ökonomische Richtung, die heute aktueller denn je ist. Statt einer Dystopie wird eine Utopie präsentiert. Kein gewaltsames Aufbegehren hat den Bauern vom Hof genötigt, sondern Krankheit und Altersschwäche. Ein Krankenwagen fährt davon. Danach herrscht Stille - doch nicht lange: Das Schweinepaar entwischt aus seinem Stall, die Mäuse tanzen auf dem Tisch, die Hühner erkunden das Gehöft. Der Hunger treibt die Tiere an, doch Futter finden sie auch allein. Ohne erhobenen Zeigefinger erinnert "Die wilde Farm" daran, dass die Natur ohne uns zurecht kommt. Das Leben geht ohne den alten Besitzer weiter, wenn auch dessen Enkel das kurze Regiment der Landtiere sanft beenden. Der Kreislauf des Lebens aus Paarung, Geburt und dem Aufwachsen der Jungen wird vorgeführt, in dem der Tod nicht fehlt. Der Fuchs schnappt ein Huhn, der Marder ein Ei. Die Ferkel holt der Mastbetrieb ab, was aus ihnen wird, ist Wurst. Der Pute bleibt eine Galgenfrist bis zum Erntedankfest. Statt die Funktion landwirtschaftlicher Tierzucht zu verschweigen oder Fleischkonsum pauschal zu verdammen wird Tierhaltung gezeigt, wie sie erstrebenswert ist.
Lida Bach /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Polyband Filmdaten Die wilde Farm (La vie sauvage des animaux domestiques) Frankreich / Deutschland 2009 Regie & Drehbuch: Dominique Garing, Frédéric Goupil; deutsche Erzählerin: Luise Bähr; Erzähler im Original: André Dussollier; Co-Produktion: Gunnar Dedio, Serge Lalou; Kamera: Jérôme Peyrebrune; Musik: Max Flichter und die Dresdner Symphoniker; Schnitt: Julie Pelat Länge: 89 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih von Polyband; deutscher Kinostart: 9. September 2010
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