21.10.2009
Die Päpstin
![]() Schon bald lernt sie, dass ihr Leben sich leichter gestaltet, wenn sie es als Mann führt. Sie schneidet sich die Haare ab, bindet sich die Brust mit einem straff gewickelten Tuch ab und tritt alsbald in ein Kloster ein, in dem sie sich der Heilkunst widmet. Einige schicksalhafte Schritte weiter landet sie im Zuge einer Pilgerreise in Rom und wird zum Leibarzt des Papstes. Als dieser das Zeitliche segnet, wird sie selbst zum Papst geweiht.
Die Legende der Päpstin Johanna wurde nun von Sönke Wortmann ("Deutschland. Ein Sommermärchen", "Das Wunder von Bern") aufwändig und mit großer Besetzung (u.a. Johanna Wokalek, John Goodman, David Wenham, Iain Glen) in Szene gesetzt. Über 148 Minuten erzählt er die teils ergreifende und teils haarsträubende Geschichte einer wissbegierigen, gottesfürchtigen jungen Frau. Kirchliche Verschwörungstheorien sind ja seit "The Da Vinci Code - Sakrileg" (Regie: Ron Howard, 2006) angesagt, weswegen dieses Projekt sich redlich Mühe geben musste, um sich dort einzureihen. "Die Päpstin" als deutscher Historienfilm mit einem großen Budget, der sich internationaler Darsteller bedient und auch vor sorgfältigen CGIs des alten Roms nicht zurückschreckt: Das klingt vielversprechend. Während die Kulissen tatsächlich mittelalterlich anmuten mit ihrer staubigen, abgenutzten Erscheinung, wirken die Figuren stellenweise etwas zu modern. Der emanzipierte und scheinbar religionsfreie Graf Gerold, den man heutzutage vielleicht sogar böse als "Frauenversteher" titulieren würde, will einfach nicht ins Mittelalter passen. Da der Film in englischer Sprache gedreht wurde, durften sich die deutschen Darsteller selbst synchronisieren, wodurch erstaunlich viel Überzeugungskraft verloren ging. Stellenweise wirkte das Schauspiel durch eben diese Synchronisation leicht hölzern. Selbst ein Millionenbudget kann an dieser Stelle nichts bewirken.
Hiervon sollte sich der durchschnittliche Kinozuschauer allerdings nicht sofort abschrecken lassen. Der Film ist durchaus unterhaltsam, wenn auch nicht hundertprozentig historisch korrekt. Man erkennt die Mühe, die investiert wurde und kann sich fast zweieinhalb Stunden von der Borniertheit und auch Unsinnigkeit des Patriarchats überzeugen lassen. Allerdings bleibt die Frage bestehen, ob man sich den Film überhaupt im Kino ansehen muss, wenn er ohnehin bald im Fernsehen in einer längeren Fassung zu sehen sein wird. Online-Quellenverweise (Stand 21.10.2009) [1] http://www.welt.de/kultur/article1047655/Constantin_kuendigt_Vertrag_mit_Schloendorff.html Jana Toppe /
Wertung: * *
(2 von 5)
Quelle der Fotos: Constantin Film Filmdaten Die Päpstin Deutschland / Großbritannien / Italien / Spanien 2009 Titel für den englischsprachigen Markt: Pope Joan Regie: Sönke Wortmann; Darsteller: Johanna Wokalek (Johanna von Ingelheim), David Wenham (Gerold), John Goodman (Sergius), Iain Glen (Dorfpriester), Anatole Taubman (Anastasius), Lotte Flack (Johanna im Alter von 10 bis 14 Jahren), Gerald Alexander Held (Lothar), Claudia Michelsen (Richilde), Jördis Triebel, Christian Redl u.a.; Drehbuch: Heinrich Hadding nach dem gleichnamigen Roman von Donna Woolfolk Cross; Produktion: Oliver Berben, Martin Moszkowicz; Co-Produktion: Faruk Alatan, Doris J. Heinze, Edmon Roch, Norbert Sauer, Herman Weigel; Kamera: Tom Fährmann; Musik: Marcel Barsotti; Länge: 148 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von Constantin Film; deutscher Kinostart: 22. Oktober 2009
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