20. Mai 2001

Die Mumie kehrt zurück

Die Mumie kehrt zurück Wir schreiben das Jahr 1935. Rick und Evelyn, die zehn Jahre zuvor die Auferstehung Imhoteps verhindert haben, leben inzwischen in London und haben einen 10 Jahre alten Sohn Alex. Das Ehepaar betätigt sich als Archäologen für das Britische Museum und kommt gerade von einer Reise aus Ägypten zurück, als sich von dort neues Ungemach für die Welt anbahnt. Vor 6000 Jahren hat ein Krieger namens Scorpion King mit dem Gott Anubis einen Pakt abgeschlossen um einen Krieg zu gewinnen. Als Folge dieses Paktes wurde er verflucht und droht nun erneut auf die Welt zu kommen um diesmal die Weltherrschaft an sich zu reißen.

Als ob dies nicht ausreiche, bemüht sich eine Gruppe von Anhänger des Hohenpriesters Imhotep und dessen ehemalige Geliebte Meela diesen wieder zum Leben zu erwecken, damit er den Scorpion King bekämpft. Doch um diesen Kampf zu gewinnen, braucht Imhotep das Armband des Scorpions, welches Evelyn einige Tage zuvor in Ägypten gefunden hat. So bricht man also nach London auf, um sich dieses Armband zu holen, und schon müssen Rick, Evelyn, Alex und Schwager Jonathan sich wieder mit Mumien, Untoten und anderem herumschlagen, um die Welt erneut vor der Vernichtung zu bewahren.

Das alles klingt sehr konstruiert? Richtig, und im Laufe des Films wird es auch noch immer verwirrender. Wie in vielen Actionfilmen der 90er wurde auch hier wieder die Logik durch Tricktechnik ersetzt. In der Hoffnung, der Zuschauer werde angesichts der schönen bunten Bilder sein Gehirn ausschalten, wird dieser mit einem wahren Feuerwerk von grandiosen Aufnahmen beschossen. Es ist nicht zu bestreiten, daß die Heere des Anubis oder die gewaltigen Tempelanlagen großartig gelungen sind, doch alle tricktechnischen Meisterleistungen können nicht über die Schwäche der Story hinwegtäuschen. Zum einen bleibt der Zusammenhang zwischen dem Plot der Imhotep-Geschichte und dem des Scorpion King relativ unklar, und ferner der, woher die Anhänger des Hohenpriesters und insbesondere seine ehemalige Geliebte Meela herkommen, um nur zwei der Ungereimtheiten aufzuzählen.

Die Mumie kehrt zurück Besonders krankt der Film aber an der unaufhörlichen Hektik. Regisseur Stephen Sommers gönnt dem Film praktisch keine ruhige Szene. Jeder Actionhandlung folgt schon wieder die nächste. Als Folge daraus bleiben wie in so vielen Actionstreifen der 90er die Figuren schemenhaft und oberflächlich. Vor allem aber beginnt der Zuschauer zu ermüden, denn es ist offensichtlich, daß die Helden alle Gefahren heil überstehen werden und die vermeintlich gewaltigen Gegner am Ende doch den kürzeren ziehen. Geradezu ärgerlich ist es, wenn die Gegner in der Überzahl sind und sich der Regisseur nicht einmal die Mühe macht, eine halbwegs plausible Erklärung für die Rettung der Helden zu liefern. Da reicht es dann einfach hinter einem Holzstuhl Deckung zu suchen, und die Kugeln prallen wie durch ein Wunder ab.

Neben diesen dramaturgischen Schwächen weist dieser Film aber auch eine Reihe von Déjà-vus auf. Besonders auffallend ist, wie stark sich der Film an Elementen von Star Wars orientiert. Etwa der Flug in einem Luftschiff durch einen Canyon erinnert stark an die Verfolgung im Asteroidenfeld in "Star Wars V", der Kampf im Dschungel mit den Pygmäen gleicht stark der Ewok-Schlacht auf Endor, und der Aufbau in drei parallel verlaufenden Handlungssträngen, die am Ende zusammenkommen, ist ebenfalls "Star Wars IV" entliehen.

Auch in bezug auf die Figuren kann man deutliche Anlehnungen wahrnehmen, etwa der Pilot des Luftschiffs ähnelt der Figur des Han Solo und Imhotep gleicht in einigen Einstellungen durchaus Darth Vader. Nicht zu vergessen Alex, der wie die Zweitbesetzung des Jungen Anakin Skywalker aus "Episode I" wirkt. Wobei auch nicht unterschlagen werden sollte, dass die Optik des Films von anderen George-Lucas-Filmen beeinflusst wurde: den Indiana-Jones-Filmen.

Leider sehen die Figuren aber nicht nur so aus wie in den "Indy-Filmen" sie handeln auch so. Dieses vermeintliche Forscherehepaar betätigt sich als Kulturvernichter. Kaum erscheinen sie in einem Tempel, schon liegt dieser in Trümmern, und ob Evelyn ihren Job im British Museum behält, dürfte nach dem Schlachtfeld, das sie und ihr Mann dort angerichtet haben, zumindest sehr fraglich sein: The Queen will be not amused.

Am Ende bleibt ein Film übrig, der zwar von der Optik gefällt und die ein oder andere nette Szene zu bieten hat, doch insgesamt gehört dieser Film zu jenen großen Actionspektakeln, in denen Hollywood alle vermeintlich "erfolgreichen" Elemente zusammengekocht hat, doch am Ende kam nur eine recht dürftige Brühe dabei heraus. Ob die Produzenten allerdings aus ihren Fehlern lernen, ist sehr fraglich, denn der Film ist in den USA einen absoluter Kassenschlager und Teil 3 ist bereits in der Produktion.  

Lutz Berth / Wertung: * * (2 von 5)

Quelle der Fotos: UIP


Filmdaten

Die Mumie kehrt zurück
(The Mummy Returns)

USA 2000
Regie: Stephen Sommers;
Drehbuch: Max Allan Collins; Kamera: Adrian Biddle; Schnitt: Bob Ducsay; Kostüme: John Bloomfield; Produzenten: Jim Jacks und Sean Daniel;
Darsteller: Brendan Fraser (Rick O'Connell), Rachel Weisz (Evelyn), John Hannah (Jonathan), Freddie Boath (Alex), Arnold Vosloo (Imhotep), Patricia Velasquez (Meela), Shaun Parkes (Izzy), Dwayne "The Rock" Johnson (The Scorpion King), Oded Fehr (Ardeth Bay), Alun Armstrong (Mr. Hafez), Adewale Akinnuoye-Agbaje (Lock-Nah) u.a.;

Länge: 123 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; deutscher Kinostart: 17.05.2001



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