11.04.2013
Fauler Zauber

Der unglaubliche Burt Wonderstone


Der unglaubliche Burt Wonderstone: Steve Carell "Der unglaubliche Burt Wonderstone" kommt genau zur richtigen Zeit. Okay, das gilt jetzt nur für den Titelgeber und nicht die Bühnenzauber-Burleske. Don Scardinos fauler (Film)Zauber wirkt noch überflüssiger und unförmiger als ein Tafelsatz von Uri Geller verbogener Löffel, aber in der Handlung kommt ihr Hauptprotagonist wirklich zum perfekten Zeitpunkt: den 80ern. Damals waren Las-Vegas-Zauberer wie Siegfried & Roy ein Riesenhit. Brustfreie Glitzer-Outfits, schwülstige Showstunts und Steve Millers "Abracadabra" waren ein Riesenhit. Sprechende Künstlernamen wie "Burt Wonderstone" waren ein Riesenhit und all das kriegt Burt (Steve Carell) auf einmal mit dem Zauberkasten, den er 1982, als er noch der kleine Albert Wunderstein (Mason Cook) war, zum Geburtstag erhält.

Wegen der Spielzeug-Trickkiste will Albert Zauberer werden wie der auf dem Deckel abgebildete Rance Holloway, der verkündet, Zauberer würden von allen geliebt. Wenn ja verwandeln Scardino und Steve Carell diese magische Anziehungskraft in einer Wolke aus Trockennebel, Zoten und chauvinistischen Sprüchen in Aversion. Dieses eine Kunststück gelingt Hauptdarsteller und Regisseur, die weder Charaktere, noch Dialoge oder eine Story aus dem Zylinder ziehen können. Dafür beherrschen sie den Verschwinde-Trick sogar besser als das Zweiergespann, gegen das die krude Inszenierung und Carells obszönes Overacting unter die Gürtellinie zielen. Die übrigen Seitenhiebe treffen die an hohle Figuren verschwendeten Nebendarsteller. Burts Kindheitsfreund und jahrzehntelanger Bühnenkollege Anton Marvelton (Steve Buscemi) trennt sich nach einem misslungenen Stunt von Burt, der umgehend einen nach Scardinos Maßstäben attraktiveren Teampartner umwirbt. Doch, der Typ, der auf der Leinwand so alt aussieht, ist der echte David Copperfield.

Der unglaubliche Burt Wonderstone: Steve Carell, Steve Buscemi, Jim Carrey Er erinnert in einem Kurzauftritt an seinen Stern auf dem Walk of Fame – der vermutlich mal aufpoliert werden müsste, weshalb sein Namensgeber Cameos einschiebt. Magie ist eben auch nicht mehr, was sie mal war. Das Wort "Zauber" endet nicht auf "kunst", sondern beginnt mit "Buden". Die sind die Hoteltheater von Hotelmogul Doug Munny (James Gandolfini), der seinen abgenutzten Star Burt feuert. Cleveres Wortspiel: "Munny" und "money"! Aber noch cleverer ist, dass Jim Carreys abgedrehter Illusionist Steve Gray das Publikum mit Selbstfolter und Schocks lockt (Hallo, David Blaine). Zudem hat Burts Erzkonkurrent eine TV-Shownamens "Brainrape" (Hallo, Criss Angel). Die Synchronisation macht daraus "Brainfreak", damit niemandem die subtile Anspielung auf Angels "Mindfreak" entgeht. Unangenehm betont werden zudem die abgeschmackten Gags, die alle Nicht-US-Amerikaner als zu unverständig für die läuternde Wirkung altbackener Bühnentricks darstellt. Das trifft auch Burts Berufskollegen, Pausenzauberer Lucius Belvedere (Michael Bully Herbig) und den mit akzentstark sprechenden Rick The Implausible (Jay Mohr).

Der unglaubliche Burt Wonderstone: Steve Buscemi, Steve Carell Letzter trägt Hand- und Halsbandage als Souvenir seiner Show-Großkatzen, die ihn regelmäßig anfallen. Ist doch unheimlich witzig, diese dezente Anspielung auf Roy Horns lebensgefährlichen Unfall mit einem Dressur-Tiger! Noch witziger wäre höchstens, Burt einen Tiger in die Hose zu zaubern. Aber leider reichte das Budget offenbar nur für ein Hündchen, das der gemeine Gray Burt in die Hose zaubert. Dafür braucht es nur einen Toneffekt statt überstrapazierten CGIs. Die durchschaubaren Computereffekte sorgen dafür, dass der hanebüchene Hokuspokus nie den Charme realer Bühnenmagie entfaltet. Noch misslungener sind die Gags, die nach Scardinos scheinbarer Meinung besser zünden, wenn man sie wiederholt. Doug liegt also völlig falsch, wenn er von Anton und Burt fordert: "Lasst euch irgendwas Neues einfallen." Neues ist immer schlechter als Altes, das höchstens mies dasteht, weil es noch zu neu ist und Ururaltes das Beste. Mit dieser verlogenen Nostalgie verhehlt "Der unglaubliche Burt Wonderstone" seine Unkenntnis der eigenen Materie.

Deren oberste Regel lautet: "Ein Zauberer verrät nie seine Tricks." Scardino indes lässt Burt, Anton, selbst dessen Idol Rance Holloway (Alan Arkin) aus dem Zauberkästchen plaudern. Wie Doug treffend urteilt: "Das war Schrott. Einfach nur Scheiße!"  

Lida Bach / Wertung: * (1 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Ben Glass / Warner Bros.

 
Filmdaten 
 
Der unglaubliche Burt Wonderstone (The Incredible Burt Wonderstone) 
 
USA 2013
Regie: Don Scardino;
Darsteller: Steve Carell (Burt Wonderstone), Steve Buscemi (Anton Marvelton), Olivia Wilde (Jane), Jim Carrey (Steve Gray), James Gandolfini (Doug Munny), Alan Arkin (Rance Holloway), Jay Mohr (Rick), Michael Bully Herbig (Lucius Belvedere), Mason Cook (junger Burt), Luke Vanek (junger Anton), Zachary Gordon (Bully), Brad Garrett (Dom), David Copperfield als er selbst u.a.;
Drehbuch: Jonathan Goldstein, John Francis Daley nach der Story von Chad Kultgen, Tyler Mitchell, Jonathan Goldstein und John Francis Daley; Produktion: Chris Bender, Steve Carell, Tyler Mitchell, Jake Weiner; Kamera: Matthew Clark; Musik: Lyle Workman; Schnitt: Lee Haxall;

Länge: 101,03 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; ein Film im Verleih von Warner Bros. Pictures Germany; deutscher Kinostart: 4. April 2013



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"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

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