10.08.2012
Der Fluss war einst ein Mensch
![]() Der Begriff, der unausgesprochen über dem Szenario schwebt, symbolisiert ein Umfeld, das landschaftlich und geistig so erhaben ist, dass es kein Wort dafür gibt. Zumindest nicht in den westlichen Sprachen, in denen sich der Besucher während einer Rast auf seiner Flussfahrt am Lagerfeuer mit seinem Begleiter zu unterhalten versucht. Die zentralen Figuren der minimalistischen Erzählung, von der Regisseur und Darsteller sich zu übermächtigen Themen leiten lassen, sind Sinnbilder des kulturellen und spirituellen Gegensatzkonzepts des Films. Ein alter Mann und ein junger, ein Schwarzer und ein Weißer, ein Einheimischer und ein Fremder, ein Fährmann und Fährgast. Ihn stakt der Fischer im Einbaum entlang des von Schilf überwucherten Flusslauf, der den Weg des Reisenden bestimmt: fort von der gewohnten Erfahrungswelt zu einem elementaren Überlebenskampf.
Er ist ein Schauspieler, dessen Erleben von dem Fehlings zu trennen unmöglich wird. Fiktive und wahre Persönlichkeit verschmelzen in der filmischen Lyrik, ebenso wie Spiritualität und Physis, Diesseits und Jenseits, Wirklichkeit und Imagination. Letzte überlässt die hypnotische Verknüpfung unerschöpflicher und somit letztendlich unergründlicher Symbole, die schon im Titelsatz "Der Fluss war einst ein Mensch" beginnt, dem Zuschauer. Zabeils Kinokunst, in der Dokumentation und Fiktionalität einander treffen, ist hingegen instinktiv. Sie enthüllt die Distanz des Weißen zur Natur dort, wo sie aufgehoben scheint. Diese unsichtbare Grenze enthüllt die Begegnung mit Dorfbewohnern, gegenüber deren unübersetzten Gesprächen die fragenden Worte des Fremden zu bedeutungslosen Lautmalereien werden: Phone. Road. Car. Map. Der Möglichkeit namentlicher Benennung beraubt, wird auch er namenlos: ein von matten Erinnerungen befreiter Fährgast auf den Wassern des Styx. Lida Bach /
Wertung: * * * *
(4 von 5)
Quelle der Fotos: Filmgalerie 451 Filmdaten Der Fluss war einst ein Mensch Deutschland 2011 Regie: Jan Zabeil; Darsteller: Alexander Fehling, Obusentswe Dreamar Manyim, Nx'apa Motswai, Sariqo Sakega u.a.; Drehbuch: Alexander Fehling, Jan Zabeil; Produktion: Benny Drechsel, Karsten Stöter, Jan Zabeil; Kamera: Jakub Bejnarowicz; Schnitt: Florian Miosge; Original mit deutschen Untertiteln; Länge: 83,19 Minuten; FSK: ab 6 Jahren; ein Film im Verleih der Filmgalerie 451; deutscher Kinostart: 27. September 2012
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