13.07.2023

Beziehungsweisheiten

Der Club der gebrochenen Herzen
- Eine romantische Komödie

Leben und Lieben in L.A. Acht junge Freunde aus West-Hollywood sind auf der Suche nach der richtigen Partnerschaft. Die Männer sind allesamt homosexuell und deswegen aufeinander eingeschworen. Was sie gemeinsam haben: eine gewisse Bindungsunfähigkeit...
Greg Berlanti, der Regisseur und Drehbuchautor des Films in Personalunion, selber schwul und mit einem Ex-Fußballspieler verheiratet, brachte im Jahr 2000 kenntnisreich die Probleme junger Leute auf die Leinwand, die am eigenen Geschlecht interessiert sind. Der Film scheitert bei der Darstellung der Konflikte auf hohem Niveau, denn er schneidet die Themen stets nur an, in die Tiefe geht es selten. Homophobie kommt gar nicht erst vor, das Kinopublikum erkennt: Berlanti geht es um die Konzentration auf Glückssuche in ihrer Vielfalt, vertreten durch die acht Twens, zusammengehalten vom alternden Schwulen Jack (John Mahoney), der die einzig lang anhaltende Beziehung hat - und doch den Jüngeren nicht als Vorbild dient, weil sie sich nicht an ihm orientieren, wie es geht.

Die am Differenziertesten gezeigte Filmfigur ist Dennis (charmant: Timothy Olyphant), ein Fotograf, der die Musikgruppe Carpenters liebt und ihretwegen mal eine neue Beziehung von der Bettkante stoßen wird. Kein Sex. Denn der andere mag Karen Carpenter nicht.

Cole (Dean Cain, bekannt aus der "Superman"-Serie), ein Schauspieler, lässt einen Partner für den nächsten sofort fallen - und bekommt sie alle. Sogar einen erfolgreichen Schauspielerkollegen, der als Hetero gilt, kriegt er beim Dreh ins Bett.

Die beiden und die anderen, die weniger intensiv charakterisiert sind, eint das Kurzfristige in Sachen Beziehungen. Konflikte zeigt Berlanti auf - und lässt sie bald friedlich fallen, wie Cole seine Partner. Um den nächsten Konflikt anzugehen. Und den nächsten und den nächsten. Eindeutig ist der Regisseur am US-Fernsehen geschult, aber jede Sitcom geht das jeweils angesprochene Problem mit mehr Dynamik an - und mit Humor, der dem Film fehlt. Dass der Film im Original wie in Deutschland den Beititel "A Romantic Comedy" - "Eine romantische Komödie" trägt, ist noch der größte - ironisch gemeinte - Humor des Films. Damit sagt Berlanti etwas aus: Romantik empfinden die acht homosexuellen Freunde nicht, wenn sie sich auf Partnersuche begeben und bei langfristiger Planung scheitern.

Die Grundeinstellung des Films ist auf den ersten Blick pessimistisch: Aus bestimmtem negativem Grund ist ebenfalls Jacks Beziehung am Schluss des Films nicht mehr existent. Aber der Film schlägt auch versöhnliche Töne an: Gelingt es keinem der jungen Freunde, eine Partnerschaft zu führen, lebt währenddessen ihre Freundschaft unvermindert hoch. Und den jungen Leuten dabei zuzusehen, wie sie füreinander da sind, rettet den Film über seine Oberflächlichkeit hinweg. Die alte Beziehungsweisheit: Freundschaften sind wichtiger und langfristiger als Partnerschaften, zeigt der Film deutlich auf.  

Michael Dlugosch / Wertung: * * * (3 von 5)



Filmdaten

Der Club der gebrochenen Herzen - Eine romantische Komödie
(The Broken Hearts Club - A Romantic Comedy)

USA 2000
Regie & Drehbuch: Greg Berlanti;
Darsteller: Timothy Olyphant (Dennis), Dean Cain (Cole), Ben Weber (Patrick), John Mahoney (Jack), Matt McGrath (Howie), Zach Braff (Benji), Mary McCormack (Anne), Justin Theroux (Marshall), Andrew Keegan (Kevin), Billy Porter (Taylor), Robert Arce (Mann in Lila, der Partner von Jack), Michael Bergin (Kip Rogers), Jennifer Coolidge (Betty), Chris Weitz (Regisseur des Kip-Rogers-Films), Paul Weitz (sein Assistent) u.a.;
Produzenten: Mickey Liddell, Joseph Middleton; Kamera: Paul Elliott; Musik: Christophe Beck; Schnitt: Todd Busch;

Länge: 94 Minuten; FSK: ab 6 Jahren; deutscher Kinostart: 1. Februar 2001



Artikel empfehlen bei:  Mr. Wong Delicious Facebook  Webnews Linkarena  Hilfe

© filmrezension.de

home
  |  regisseure/schauspieler   |  e-mail
 über uns  |  impressum  


 
Zitat

"Was soll das denn sein - wo du doch Schauspieler sein kannst? Da will man doch nicht Arzt werden!"

Die Reaktion der schauspielernden Eltern von Michael Verhoeven (13. Juli 1938 - 22. April 2024) auf seinen Wunsch, Medizin zu studieren - er wurde Regisseur ("o.k.", "Die weiße Rose"), Schauspieler ("Das fliegende Klassenzimmer" (1954), "Der Pauker") und Arzt

Drucken

Artikel empfehlen
Mr. Wong Delicious Facebook Webnews Linkarena 
Hilfe