20.01.2011
Der Brand (2010)
![]() Der Film "Der Brand" ist ein hochkonzentriertes Werk. Die Seelenqual der Frau und ihr Streben nach Vergeltung werden hier drastisch verdichtet. Judith ist in jeder Szene des Films zu sehen, packend wird ihr verbitterter Kampf für Gerechtigkeit geschildert. Regisseurin Brigitte Maria Berteles zweiter Spielfilm lief auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis 2011 im Hauptwettbewerb. Mindestens eine Auszeichnung hätte "Der Brand" verdient gehabt, zum Beispiel den Preis als Beste Schauspielerin für Maja Schönes eindringliche Darstellung einer verletzten Persönlichkeit. Den "Weißen Ring", den Verein, der Gewaltopfern helfen will, gibt es seit 1976. Erst seit 35 Jahren. Dass es diese Organisation hierzulande überhaupt gibt, ist nicht selbstverständlich: Opfer von Verbrechen werden von der Gesellschaft kaum unterstützt, den Tätern gilt fast immer die größere Aufmerksamkeit. Die Misshandelten erfahren oft nicht die Gerechtigkeit und Hilfe, die den psychischen Schaden ausgleichen könnte. Schlimmer noch, manchmal versagt die Justiz, wenn der Täter einen Kniff findet, um sich herauszuwinden.
Dabei wird "Der Brand" nicht etwa zum unsäglichen Selbstjustiz-Drama. Bertele und Stuttmann realisieren stattdessen die präzise Studie einer Frau, die von dem erlebten Verbrechen seelisch zerstört ist und die nur von dem einen Gedanken getrieben ist, dem Verlangen nach Strafe für den Täter. Schon in ihrem ersten Spielfilm, dem für den Grimme-Preis nominierten "Nacht vor Augen" (2008), bemühte sich Regisseurin Brigitte Maria Bertele um die Darstellung eines verstörten Individuums, das in der Gesellschaft auf fehlende Empathie stößt. In "Nacht vor Augen" war es ein aus Afghanistan heimgekehrter deutscher Soldat (Hanno Koffler), der unter einem Trauma leidet. In "Der Brand" ist die Traumatisierung der Vergewaltigten überzeugend thematisiert, von Maja Schöne als Judith intensiv gespielt. Man spürt den inneren Brand, den Judith empfindet. Ein Manko des Films ist die eindimensionale Darstellung der Verhaltensweisen der Männer um Judith. Eine psychologische Vertiefung und Begründung der manchmal überraschenden Reaktionen des Freundes (Mark Waschke) und des Anwalts gegenüber Judith würden den Film überzeugender machen. Michael Dlugosch /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Max Ophüls Preis Filmdaten Der Brand (2010) Deutschland 2010 Regie: Brigitte Maria Bertele; Darsteller: Maja Schöne (Judith Hoffmann), Wotan Wilke Möhring (Ralph Nester), Ursina Lardi (Anne Nester), Mark Waschke (Georg Wagner), Florian David Fitz (Valentin Stein), Pit Bukowski (Jugendlicher) u.a.; Drehbuch: Johanna Stuttmann; Produzent: Hartwig König; Produktion: filmsyndikat UG; Redaktion: Südwestrundfunk Baden-Baden, Redaktion Debüt im Dritten - Debüt spezial, Stefanie Groß; Kamera: Hans Fromm; Musik: Christian Biegai; Schnitt: Dominique Geisler; Länge: ca. 90 Minuten; FSK: ab 16 Jahren; Verleih und deutscher Kinostart: noch nicht bekannt Auszeichnungen:
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