31.03.2011
Der Biber
![]() Die dritte Regiearbeit Jodie Fosters, die auch die weibliche Hauptrolle spielt und durch ihr Mitwirken die Produktion entscheidend vorantrieb, könnte eine brillante schwarze Komödie sein. Doch "Der Biber" nimmt sich bitter ernst und der (menschliche) Hauptcharakter bekommt schmerzlich zu spüren, was einem sonst droht. Der Handlungshintergrund ist ein Abziehbild typischer Familienmelodramen. Walters kleiner Sohn Henry (Riley Thomas Stewart) zieht sich nach Vorbild des Vaters immer mehr zurück. Der jugendliche Porter (Anton Yelchin) rennt familiär und mitunter auch wortwörtlich mit dem Kopf gegen die Wand. Gattin Meredith (Jodie Foster) ist mit ihrer Geduld am Ende und trennt sich. "Ist Papa fort?", fragt da mit Kulleraugen Henry. Allerdings. Papa ist gefangen in einer schweren psychischen Krankheit. Doch das Drehbuch nimmt Depression nicht ernst, sondern inszeniert sie mit einem leisen Unterton bösartiger Häme als eine Mischung aus Faulheit und Egoismus. Weil ihm Erhängen nicht misslingt muss Walter schließlich zum Balkon schlurfen. In letzter Sekunde hält ihn etwas zurück. Walters innere Stimme spricht plötzlich laut und deutlich zu ihm. Und zwar durch die Biberhandpuppe, die Walter betrunken aus dem Müll kramt. "Jeder braucht einen Freund, Walter. Und du hast mich", sagt der Biber, den Walter zukünftig für sich sprechen lässt. Nicht nur privat geht es aufwärts. Mit sogenannten Biber-Baukästen landet seine Spielzeugfirma einen Verkaufsschlager. Doch der Nager enthüllt seine bissige Seite.
Der Biber ist nicht so brav, wie er scheint und droht Walters Persönlichkeit zu absorbieren: "Ich bin keine Puppe! Ich bin lebendig – und die Welt muss es wissen!", faucht "Der Biber", plötzlich Schurke eines Psychothrillers à la "Orlacs Hände", "Die Killerhand" und ähnliche Filme, die beweisen, dass der Plot von Fosters dritter Regiearbeit keineswegs so originell ist, wie er scheint. Letzter Ausweg ist für Walter die elektrische Säge. Ist das der radikale Einschnitt, den Depressive im Leben brauchen? Nach der Selbstverstümmelung, die halb Strafe, halb Katharsis ist, tastet sich Walter behutsam in sein altes Leben zurück – mit einer Handprothese, die hoffentlich nie zu sprechen beginnt.
Lida Bach /
Wertung: *
(1 von 5)
Quelle der Fotos: Concorde Film Filmdaten Der Biber (The Beaver) USA 2011 Regie: Jodie Foster; Darsteller: Mel Gibson (Walter Black), Jodie Foster (Meredith Black), Jennifer Lawrence ("Winter's Bone"; Norah), Anton Yelchin ("Star Trek"; Porter Black), Riley Thomas Stewart (Henry Black), Zachary Booth (Jared) u.a.; Drehbuch: Kyle Killen; Produktion: Steve Golin, Keith Redmon, Ann Ruark; Assoziierte Produzentin: Dianne Dreyer; Kamera: Hagen Bogdanski; Musik: Marcelo Zarvos; Länge: 91,25 Minuten; FSK: ab 6 Jahren; ein Film im Verleih von Concorde Film; deutscher Kinostart: 19. Mai 2011
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