12.02.2010
Meditierst du noch oder fliegst du schon?
David Wants to Fly
![]()
Iowa, mittlerer Westen der USA. Hier trifft David Sieveking erstmals auf David Lynch. Der rührt mächtig die Werbetrommeln für TM und preist die angeblich leicht erlernbare Technik als Quelle der Kreativität. Zuhause in Berlin entschließt sich David zu einem Selbstversuch: er meldet sich zu einem TM-Grundkurs an, blättert schlappe 2380 Euro hin und bekommt dafür bei einer Zeremonie mit weißem Taschentuch, frischen Blumen und süßen Früchten – die selbstredend nicht gefilmt werden darf – sein persönliches Mantra zugeteilt. Dieses Wort aus dem Sanskrit soll er beim Meditieren wiederholen. Davids macht sich brav ans Werk, aber schon bald konstatiert er: „Beim Meditieren fühle ich mich wunderbar mit der Welt vereint. Aber danach sitze ich trotzdem allein in meiner Bude.“
Colorado, USA. Zunehmend verunsichert spricht Sieveking mit einem Verleger, der nach eigener Auskunft über 150 Millionen US-Dollar an Maharishi und die Seinen gespendet hat. Begeistert habe ihn die Idee, dass zehntausend „yogische Flieger“, an einem Ort versammelt, durch gemeinsame Meditation den Weltfrieden herbeiführen sollten. Als yogische Flieger werden die im Meditieren Fortgeschrittenen bezeichnet, die angeblich in der Versunkenheit der Meditation die Gravitationskräfte überlisten und abheben, eben fliegen können. Schade, dass der Regisseur nicht nachfragt, wie ein durchaus gebildeter Mann einer solch absurden Idee verfallen konnte. Im Film sieht man jedenfalls nur Männer im Schneidersitz über Turnmatten hüpfen. Spannend aber ist, was der Verleger sonst zu berichten hat, und am Spannendsten, was wirklich mit seinem Geld passiert ist – das für die zehntausend yogischen Flieger vorgesehene Zentrum jedenfalls hat im besten Fall die Bezeichnung Bauruine verdient.
Jasmin Drescher
/ Wertung:
* * * *
(4 von 5)
Filmdaten David Wants to Fly Deutschland / Österreich / Schweiz 2010 Regie & Drehbuch: David Sieveking; Produzenten: Martin Heisler, Carl-Ludwig Rettinger; Co-Produzenten: Johannes Rosenberger, Werner Schweizer; Redaktion: Claudia Gladziejewski, BR, Monika Lobkowicz, BR/Arte, Jochen Kölsch, BR/Arte, Urs Augstburger, SF, Franz Grabner, ORF; Co-Produktion: Lichtblick Film GmbH, Köln, Navigator Film, Wien, Dschoint Ventschr AG, Zürich; Kamera: Adrian Stähli; Musik: Karl Stirner; Länge: 96 Minuten; ein Film in der Sektion Panorama der Berlinale 2010; deutscher Kinostart: 6. Mai 2010
|
|