15.Februar 2001

Zwischen Wirklichkeit und Imagination

Das Auge (1999)

Das Auge (1999): Ewan McGregor Die Geschichte des Films kann schnell umrissen werden:
Der Detektiv "Das Auge" (Ewan McGregor) verfolgt eine Frau namens Joanna Eris (Ashley Judd), die verdächtigt wird, einen Botschaftersohn zu erpressen. Quer durch Amerika reist der Detektiv der mysteriösen Schönheit hinterher, welche immer weitere Männer ermordet. Die Geschichte enthält außer diesem kriminalistischen Aspekt allerdings noch einen psychologischen:
Der Detektiv "Das Auge" ist von der Vorstellung besessen, als Vater versagt zu haben, indem er seine Tochter im Stich gelassen hat, und nun baut sich ständig das Bild seiner Tochter als real wirkende, mit ihm kommunizierende Gestalt auf. Die Mörderin Joanna wiederum wird lässt die Erinnerung, als Kind von ihrem Vater verlassen worden zu sein, nicht los.

In dem Moment, als der Detektiv der schönen Joanna direkt in ihre Augen sieht, wenn auch durch das Objektiv einer Foto-Kamera, ist entschieden, dass eine Faszination in "Das Auge" für die junge Frau aufkommt, die ihn fesselt und er sie nicht mehr aus den Augen lassen kann, denn: Die Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Statt die Mörderin an das FBI zu überliefern, schützt er sie so gut er kann. Den Fehler, den er bei seiner Tochter gemacht hat, versucht er durch die Rolle des Schutzengels an Joanna, der Verlassenen, gut zu machen, ohne sich ihr zu zeigen.

"Das Auge" versucht bei der ehemaligen Gefängnis-Therapeutin Joannas (Geneviève Bujold) Gründe für die Morde an etlichen Männern zu erfragen. Diese tritt als geistiges Vorbild Joannas auf und erklärt deren ständige Veränderung anhand von Perücken mit ihrem damaligen Rat an Joanna, sich keinem Mann zu offenbaren, der es nicht wert ist. So sehr der Detektiv dem Wahn verfällt, Joanna zu schützen, so sehr verletzt er sie auch. So sehr er die Technik nutzt, um mehr über sie zu erfahren, so sehr lässt er sich von Horoskopen beeinflussen und fällt mit dem Blick in eine Schneekugel, die dem Zuschauer den Handlungsort vermittelt, in eine Traumwelt. Grenzen zwischen Idee und Wirklichkeit werden verwischt, beispielsweise als die Gestalt der Tochter fotografiert werden möchte und anschließend ihre Bewegungsabläufe auf einer Fotografie zu erkennen sind.

"Das Auge" versucht, Joanna Schritt für Schritt näher zu kommen, doch dabei verläuft ihm ein verheerender Fehler, er verursacht einen Autounfall der den blinden Fast-Ehemann Joannas und ihr ungeborenes Kind tötet, was zwei weitere Verluste für sie bedeutet.

Das Remake des europäischen Claude-Miller-Films mit Isabelle Adjani und Michel Serrault hätte ein aufregender psychologischer Thriller werden können, wenn nicht zum Schluss der Story Hollywood-Klischees bestätigt würden und keine "Tragik-Happy-End-Version" den Aspekt Schicksal unglaubwürdig machte.
Wer sich mit einem zu 3/4 der Zeit spannenden Film zufrieden geben und den Schluss des Films durch seine eigenen Ideen verdrängen kann, sollte sich den Film "Das Auge" sicherlich ansehen und in eine Welt voller Gegensätze eintauchen.  

Constanze Frowein / Wertung: * * * (3 von 5)

Quelle des Fotos: Destination Films


Filmdaten

Das Auge (1999)
(Eye of the Beholder)

USA 1999
Regie: Stephan Elliott; Drehbuch: Stephan Elliott und Marc Behm, basierend auf Behms Roman; Kamera: Guy Dufaux; Schnitt: Sue Blainey;
Darsteller: Ewan McGregor, Ashley Judd, Geneviève Bujold, Patrick Bergin, K.D.Lang, Jason Priestley u.a.;

Länge: 109 Minuten; FSK: ab 16 Jahren



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"Die erste Frage war immer, ob ich aus dem Osten oder Westen bin. Hätte man auch googeln können."

Regisseur Wolfgang Becker (22. Juni 1954 - 12. Dezember 2024), Regisseur von "Good Bye, Lenin!", über Interviews zum Film

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