14.06.2021

Katze im Sack

Cats

Da Hollywood die Drehbuch-Ideen ausgehen, schrie (oder miaute?) es nach einer Verfilmung des 1981 erstmals gespielten Musicals "Cats" von Andrew Lloyd Webber. Tom Hooper, für "The King's Speech – Die Rede des Königs" viel gerühmt, übernahm Co-Drehbuch und Regie. Und wurde für "Cats" viel geschmäht, die US-Filmkritik vernichtete den Film, der der wichtigste Abräumer bei den gefürchteten "Auszeichnungen" der Goldenen Himbeeren 2020 war, er wurde zum Flop an den Kinokassen. So miserabel ist "Cats" nicht, wenngleich er Fehler macht. Das Publikum möchte Kostüme sehen, Make-Up sehen – aber es sind CGI-Effekte. Das heißt, alle Mitwirkenden im Film wurden nachbearbeitet, hinterher am Computer in Kostüme gesteckt, alles bis auf die Gesichter ist ein Fake. Wer für den Film ins Kino geht, bezahlt die Katze im Sack. Aber: Tanzeinlagen sind perfekt durchchoreografiert, gesungen wird in der Original- wie in der deutschen Fassung sehr schön (Taylor Swift und Jason Derulo sind auch unter den "Katzen").

Wo wir gerade von Katze im Sack sprachen: Jenes Schicksal ereilt Victoria (Francesca Hayward, eine Balletttänzerin, die vorher nicht in einem Film mitspielte, was man merkt). Die junge, weiße Katze mit hübschem Gesicht wird in jenem Sack von ihrem Frauchen auf eine Müllhalde geworfen. Ihr Glück ist, dass die Müllhalde der Treffpunkt anderer Katzen ist, die sich dann nacheinander vorstellen. Der "Jellicle Ball" der Katzen steht kurz bevor, bei denen eine auserwählt wird, ein neues Katzenleben zu erhalten. Viele bewerben sich darum, aber darauf besonders scharf ist der böse Kater Macavity (Idris Elba). Wenn er erscheint, flüchten alle, denn mit magischen Kräften kann er Katzen entführen. Mit Macavity ging einst die deswegen von den anderen verstoßene Katze Grizabella (Jennifer Hudson), die Victoria ebenfalls kennenlernt. Sie ist auch von Macavity verstoßen und weiß nicht weiter, pflegt Melancholie, versteckt sich.

Andere Katzen präsentieren sich Victoria mit ihren Kunststücken: singend, tanzend, zaubernd, schauspielernd – Letzteres gilt für den alten Kater Gus (ebenfalls melancholisch: Ian McKellen). Oder können auch gar nichts außer fressen, wie Jenny Fleckenreich und Bustopher Jones (jeweils in sehr "gewichtigen" Rollen: Rebel Wilson und James Corden). Diese sorgen immerhin für den Humor des Films, werden aber bald von Macavity entführt. Die bewunderte Königin unter den Katzen ist Alt Deuteronimus (Judi Dench), sie entscheidet darüber, wer das neue Katzenleben erhält.

Man kann dem Film seinen Glanz, seine Magie nicht absprechen, seine perfekten Tänze, seine mitsingbaren Songs. Das ist aber auch alles, nicht mehr und nicht weniger, der Film ist seicht, aber keine Katastrophe. Eine Botschaft liefert der Film fast nicht, das Übliche wird eher abgehandelt, Freundschaft, Treue und Zusammenhalt werden hochgehalten. Und der Kampf gegen das Böse, das in Idris Elbas Macavity Verkörperung findet. Mit Magie können die Katzen Macavitys Magie in Schach halten. Kritisierbar wäre, dass ein schwarzer Darsteller einen bösen schwarzen Kater spielt. Aber Elba selbst störte sich nicht daran.

Immerhin: Neben den Goldenen Himbeeren gab es für den Film auch eine Nominierung für den Besten Filmsong ("Beautiful Ghosts" von Taylor Swift und Andrew Lloyd Webber) bei den Golden Globes 2020.  

Michael Dlugosch / Wertung: * * * (3 von 5)



Filmdaten

Cats
(Cats)

GB/USA/Kanada/Australien 2019
Regie: Tom Hooper;
Darsteller: Francesca Hayward (Victoria), Judi Dench (Alt Deuteronimus), Ian McKellen (Gus), Robbie Fairchild (Munkustrap), Jason Derulo (Rum Tum Tugger), Idris Elba (Macavity), James Corden (Bustopher Jones), Jennifer Hudson (Grizabella), Taylor Swift (Bombalurina), Rebel Wilson (Jenny Fleckenreich), Laurie Davidson (Mr. Mistoffelees), Ray Winstone (Growltiger) u.a.;
Drehbuch: Tom Hooper, Lee Hall nach dem Musical "Cats" von Andrew Lloyd Webber; Produktion: Tim Bevan, Eric Fellner, Debra Hayward, Tom Hooper; Kamera: Christopher Ross; Musik: Andrew Lloyd Webber; Schnitt: Melanie Oliver;

Länge: 110 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; deutscher Kinostart: 25. Dezember 2019



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