07.03.2019

Border


Border In Ali Abbasis atmosphärisch dichter Adaption von John Ajvide Lindqvists gleichnamiger Kurzgeschichte lauern viele Grenzen: zwischen Wildheit und Angepasstheit, Freiheit und Gefangenschaft, Natur und Zivilisation, Mythen und Realität sowie die stärkste von allen, die zwischen Gemeinschaft und Ausgestoßenen. Zu Zweiten gehört die Zollkontrolleurin Tina, verkörpert von einer grandiosen Eva Melander. Sie verleiht der zerrissenen Seele der faszinierenden Hauptfigur die Vielschichtigkeit des Titels der filmischen Fabel, die Motive nordischer Sagen und Volksmärchen zu einer fesselnden Parabel ausspinnt.

Außenseitertum und destruktive Normzwänge sind Kernthemen der gewagten Genremischung um eine symbolische und buchstäbliche Grenzgängerin. Tinas raubtierhafte Gesichtszüge und übermenschliche Instinkte erwecken Abscheu und Furcht von Mitmenschen und Haustieren. Mit der Natur hingegen verbindet sie mystische Vertrautheit, für die Abbasi Bilder voll eigenwilliger Poesie und rauer Schönheit findet. Das Monströse steckt in der (un)menschlichen Gesellschaft, wo Tina mit der Polizei einem Kinderporno-Ring nachspürt. Sie zieht es unterdessen zum ähnlich animalischen Vore (Eero Milonoff).

Border Die Entdeckung ihrer wahren Natur durch Annäherung an ihresgleichen - sowohl persönlich als auch drastisch körperlich - führt Tina zu einer befreienden Zurückweisung dogmatischer gesellschaftlicher Konzepte von Schicklichkeit, Schönheit und Nettigkeit. Zu letzter ermahnt sie ihr vermeintlich dementer Vater (Sten Ljunggren), dessen Fürsorge sich als egoistische Aneignung und manipulative Abwertung der Tochter entpuppt. Ihre späte (Selbst)Behauptung ist zugleich eine gegen alte und neue repressive (männliche) Wertbilder, denen der hintergründige Folk-Horror von Rollenbildern befreite Natürlichkeit entgegensetzt.  

Lida Bach / Wertung: * * * * (4 von 5) 
 

Quelle der Fotos: Wild Bunch Germany

 
Filmdaten 
 
Border (Gräns) 
 
Schweden/Dänemark 2018
Regie: Ali Abbasi;
Darsteller: Eva Melander (Tina), Eero Milonoff (Vore), Jörgen Thorsson (Roland), Ann Petrén (Agneta), Sten Ljunggren (Tinas Vater), Kjell Wilhelmsen, Rakel Wärmländer, Andreas Kundler, Matti Boustedt, Tomas Åhnstrand, Josefin Neldén, Henrik Johansson, Ibrahim Faal, Åsa Janson, Donald Högberg, Krister Kern, Viktor Åkerblom, Robert Enckell, Elisabeth Göransson, Aksel Dis, Asli Dis, Hugo Ljunggren, Glenn Hasselberg, Isra Nur, Åsa Johansson u.a.;
Drehbuch: Ali Abbasi, Isabella Eklöf, John Ajvide Lindqvist; Produzenten: Nina Bisgaard, Piodor Gustafsson, Petra Jönsson; Kamera: Nadim Carlsen; Musik: Christoffer Berg, Martin Dirkov; Schnitt: Olivia Neergaard-Holm, Anders Skov;

Länge: 110,19 Minuten; FSK: ab 16 Jahren; ein Film im Verleih der Wild Bunch Germany GmbH; deutscher Kinostart: 11. April 2019



Artikel empfehlen bei:  Mr. Wong Delicious Facebook  Webnews Linkarena  Hilfe

© filmrezension.de

home
  |  regisseure/schauspieler   |  e-mail
 über uns  |  impressum  


 
 
 
 
 
Homepage des Verleihers
<07.03.2019>


Zitat

"Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch..."

Schauspieler und Komiker Karl Valentin

Drucken

Artikel empfehlen
Mr. Wong Delicious Facebook Webnews Linkarena 
Hilfe