30.04.2010
Ayla
![]() Das Thema Ehrenmord ist und bleibt auch in Deutschland hochaktuell, Regisseur Su Turhan packt es allerdings nur halbherzig an. Kurz vor dem deutschen Kinostart von "Ayla" wurde Ende April 2010 Deutschlands erste muslimische Ministerin gekürt: Aygül Özkan trat das Amt der Sozialministerin in Niedersachsen an. Schon vor ihrer Vereidigung kam Özkan ins Gerede mit ihrer Forderung, religiöse, und damit auch christliche Symbole gehörten nicht an staatliche Schulen. Kruzifixe müssten aus den Klassen entfernt werden. In der Diskussion ging aber unter, dass die neue Ministerin auch Kopftücher bei muslimischen Schülerinnen verbannt haben wollte. Özkan ruderte schließlich zurück, die CDU akzeptiert vorerst noch kein Parteimitglied, das religiöse Symbole ablehnt. Aygül Özkans Vorstoß ist bemerkenswert, denn hier spricht sich eine junge türkischstämmige Frau für die Säkularisierung aus.
Ayla lernt einen jungen Mann kennen und lieben. Der charismatische Fotograf Ayhan ist, wie sie selbst, ein Deutschtürke. Was Ayhan vor Ayla verschweigt: Er wird von seiner Familie als Ältester unter den Geschwistern dazu angehalten, einen Ehrenmord zu begehen – an der Schwester Hatice, die sich von ihrem Ehemann scheiden lassen will. Ayla, die Hatice und deren Tochter aus dem Kindergarten kennt, in dem sie arbeitet, versucht, als sie davon erfährt, den Mord zu verhindern. Ayla versteckt Hatice und ihre Tochter bei sich zu Hause. Dann erfährt sie, wer Hatice verfolgt: Es ist Ayhan, ihr Liebhaber. Allein die Dramatik dieser Schlüsselszene des Films wurde von Su Turhan wenig überzeugend herausgearbeitet. Der Regisseur hätte Ayla zeigen müssen, wie sie Ayhan als potenziellen Mörder seiner Schwester erkennt, und verdeutlichen, was durch die Erkenntnis, dass es ausgerechnet ihr Geliebter ist, in Ayla vorgeht. Der Film zeigt nur, wie Ayla auf Ayhan wütend losgeht. Und so, wie in dieser Szene Aylas Empfindungen nicht zur Geltung kommen, hält der Film ähnlich stets die Gefühle und Aktionen seiner Protagonisten in der Schwebe.
Michael Dlugosch /
Wertung: * *
(2 von 5)
Quelle der Fotos: Zorro Film Filmdaten Ayla Deutschland 2009 Regie: Su Turhan; Darsteller: Pegah Ferydoni (Ayla), Mehdi Moinzadeh (Ayhan), Saskia Vester (Iris), Timur Isik (Mehmet), Türkiz Talay (Hülya), Sesede Terziyan (Hatice), Mehtap Yurtseven (Elif), Baris Sezer (Aylas Vater), Yavuz Asanatucu (Ayhans Vater), Ercan Karacayli (Ismail), Benedikt Hösl (Timo), Thomas Honsberg (Heiko), Thomas Stang (Mark) u.a.; Drehbuch: Su Turhan, Beatrice Dossi; Redaktion: Stefanie Gross (SWR), Claudia Gladziejewski (BR), Barbara Häbe (Arte); Produzenten: Andreas Bareiss, Sven Burgemeister, Gloria Burkert; Koproduzent: Andreas Schneppe; Kamera: Florian Schilling; Musik: Ali N. Askin; Länge: 85 Minuten; FSK: ab 12 Jahren; deutscher Kinostart: 06.05.2010; ein Film im Verleih von Zorro Film
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