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04.09.2010
Am Anfang war das Licht
Anhand umstrittener Fallbeispiele und Interviews versucht P.A. Straubingers Reportage hinter das Phänomen der Lichtnahrung zu kommen, das selbst Skeptiker herausfordert. Wissenschaftler verneinen die Lehre, andere wenden sich im doppelten Sinne dem Licht zu. "Für mich macht der Entschluss Sinn, denn der Mensch ist für mich ein Lichtwesen", sagt Hira Ratan Manek. Dass der menschliche Körper zu über 60 Prozent aus Wasser besteht, ändert seinen Glauben nicht. Der sogenannte Sonnenmeditationslehrer versichert, es gebe Lichtnahrung. Auf Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr behaupten er und überzeugte Lichtesser wie die australische Esoterik-Autorin Ellen "Jasmuheen" Greve verzichten zu können.
Leistungssteigerung, Hochstimmung und Verschwinden des Hungergefühls sind tatsächliche Folge der erhöhten Endorphin-Ausschüttung bei akutem Nahrungsentzug. Eine Anhängerin von Greves Theorie starb an den "amazing abilities". Erklärt die blondierte Greve, ihr Geist sei von gewöhnlichen "Beta-Frequenzen von Alpha- zu Tetha-Frequenzen" gewechselt, ist wenigstens das finstere Urteil ihrer Kritiker ein Lichtschimmer: "Blonde bimbo who murders people". Die Mehrheit derer, die das Lichtessen versuchen, ringt mit den üblichen Diät-Problemen: "Könnte ja lustig sein", dachte ein vollschlanker Protagonist. War es aber nicht: "Sonntag hab ich mir gesagt, isst du mal 'n Toast. Dann hab ich mir gesagt, isst du mal 'n Toast mit Käse. Und dann hab ich mir gesagt, isst du mal 'n Toast mit Käse und Schinken und das Ganze noch in die Mikrowelle!"
Soll man nun mit einem Rucksack Rum-Traube-Nuss nach Tibet pilgern, um den Schoko-Akku mit positiven Schwingungen aufzupumpen? Gibt es bei Aldi bald die neue Milka-Mönch-Power? Straubingers Anhäufung oft verzerrt erscheinender Halbwahrheiten und augenscheinlich stark geschnittener Interviews mit meist zweifelhaften Experten ernstzunehmen, fällt schwer. Aber vielleicht sollte man es besser, so abstrus das Sujet auch ist. Die Spezialgäste klatschen nach der Pressevorführung begeistert. Auf die kritischen Kommentare mancher Journalisten antworten sie nicht. Durch die Kinotüren fällt Herbstsonnenschein. Und mit vollem Mund spricht man nicht. Lida Bach /
Wertung: *
(1 von 5)
Quelle der Fotos: Movienet Film Filmdaten Am Anfang war das Licht Österreich 2010 Titel für den englischsprachigen Markt: In the Beginning There Was Light Regie & Drehbuch: P.A. Straubinger; Produktion: Allegro Film; Produzent: Helmut Grasser; Kamera: Birgit Gudjonsdottir, Dani Purer, P.A. Straubinger; Schnitt: Michael Hudecek; Länge: 89 Minuten; ein Film im Verleih von Movienet Film; deutscher Kinostart: 28. Oktober 2010
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