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22.10.2012
Alexander Granach - Da geht ein Mensch
"Er kam nicht, er schlug ein", heißt es von dem Titelcharakter der ausgiebigen Lebensreportage, die Angelika Wittlich über einen Stern der Weimarer Bühne in akkurater Formalität zusammenfügt. "Dein Neger" setzt er als Abschiedsgruß unter die Briefe an seine Geliebte und Schauspielkollegin Lotte Lieven, die Samuel Finzi vorliest. Das Publikum kannte ihn als Alexander Granach. "Da geht ein Mensch" tauft die Regisseurin, die bereits Louis Malle und Alexander Kluge Filmbiografien widmete, ihre Referenz an den Autor und Schauspieler, dessen Weg von den Theaterbühnen der Weimarer Republik bis ins Hollywood-Kino führte.Granachs erste Filmrolle als Häusermakler Knock in "Nosferatu" bleibt bis heute seine bekannteste. Grund dafür ist wohl auch, dass dem Auftritt in Friedrich Wilhelm Murnaus 1921 erschienenem Stummfilm nicht allzu viele signifikante folgten, nicht allein, wie es das Presseheft will und die Dokumentation nahelegt, sein Status eines "Giganten der Schauspielkunst". War Granach das? Seine filmischen Zeugnisse zeigen niemals einen überragenden Akteur. Das Hypnotische eines Conrad Veidt, Emil Jannings' Vitalität oder gar die Verführungskraft Marlene Dietrichs fehlen ihm. Das spricht zumindest aus den Referenzen, die auf Zelluloid dem Zuschauer zugänglich sind. In den Worten von Zeitgenossen, die nach dem ersten Eindruck von ingeniöser Befähigung reden, klingen bei genauerem Hinhören durchaus ambivalente Resonanzen durch. "Ich erinnere mich seiner, wie er in München den Shylock spielte", erzählt Bertolt Brecht, dessen Egozentrik Granach mit den Marotten anderer Exilkollegen in einem seiner Briefe herausstreicht: "Frech, aufdringlich, brüllend, dass der Kronleuchter wackelte, sehr farbig."
Lida Bach /
Wertung: * *
(2 von 5)
Quelle der Fotos: Zorro Film Filmdaten Alexander Granach - Da geht ein Mensch Deutschland 2012 Regie: Angelika Wittlich; Mitwirkende: Juliane Köhler, Samuel Finzi, Gad Granach, Thomas Langhoff u.a.; Produzentin: Uschi Reich (Bavaria Filmverleih- und Produktions-GmbH); Kamera: Lars R. Liebold; Musik: Andrej Melita; Schnitt: Natalie Kurz; Länge: 109,38 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih der Zorro Filmverleih GmbH; deutscher Kinostart: 29. November 2012
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