01.10.2012
3 / Tres
![]() Stoll Ward erzählt in einfachen, unaufgeladenen wie undramatischen Bildern von einem slice of life. Seine Charaktere, die drei Familienmitglieder, auf die der Film vollends zugeschnitten ist, tragen alle ihr Päckchen, sind täglich mit den enervierenden Alltäglichkeiten konfrontiert, und können dem Leben und seinen Anforderungen nicht immer gerecht werden. Und noch weniger können sie ihre Ängste wie Erfahrungen, aber auch ihre Freuden kommunizieren, weder untereinander noch mit anderen.
In häufigen Plansequenzen erzählt der Filmemacher von den drei Figuren, dem Leben und seinen Unzulänglichkeiten. Viele Szenen spielen in Innenräumen, und die Umwelt, so wie die Stadt Montevideo, spielen kaum eine Rolle. Der Fokus wird so noch einmal mehr allein auf die Personen gelegt, deren räumliche Begrenztheit auch ihr Wesen nicht unberührt lässt. Alle drei sind in ihrem Wahrnehmungshorizont primär auf ihre unmittelbare Umgebung beschränkt. Die spärliche Lichtsetzung, die auf ein Minimum reduziert ist, und die entsättigten Farben lassen einen bisweilen kühlen Realismus entstehen, der den komödienhaften Elementen dennoch keinen Abbruch tut.
Und der Ton, der Einsatz von Musik wie Geräuschen ist das zweite, markante Stilmerkmal des Regisseurs. Viel diegetische wie non-diegetische Musik, die zuweilen auch die aktuellen Gefühlslagen der Familienmitglieder widerspiegelt, ist einzelnen Einstellungen beigefügt, und stellenweise des Guten zu viel, weil der Mehrwert auf der Strecke bleibt. An anderer Stelle wird ein schwer zu definierendes, metallen anmutendes Geräusch eingespielt, dessen Einsatz das Bild konterkariert, während an wieder anderer Stelle das Streichen eines Toasts unüberhörbar herausdestilliert ist. Stoll Wards Neigung zum akustischen Detail in einzelnen Szenen sind nicht immer als Kommentar zur Handlung einzuordnen, und stehen deshalb etwas abseits. 3 / Tres ist alles in allem eine anrührende, wiewohl kurzweilige, leichtfüßige Komödie, die ohne großen inhaltlichen, dramaturgischen wie ästhetischen Aufwand und ohne familienpsychologischen Erkenntnisdrang eine nicht ganz intakte Familie präsentiert. Sven Weidner /
Wertung: * * *
(3 von 5)
Quelle der Fotos: Pandora Filmproduktion Filmdaten 3 / Tres (3) Uruguay / Argentinien / Deutschland / Chile 2012 Regie: Pablo Stoll Ward; Darsteller: Humberto de Vargas, Sara Bessio, Anaclara Ferreyra Palfy, Néstor Guzzini, Matías Ganz, Carolina Centurión, Inés Bortagaray u.a.; Drehbuch: Gonzalo Delgado Galiana, Pablo Stoll Ward; Produktion: ControlZ Films (Uruguay) in Koproduktion mit Pandora Film (Deutschland) and Rizoma Film (Argentinien), Kiné (Chile) unter Mitwirkung von ZDF/ARTE; Produzenten: Fernando Epstein, Agustina Chiarino; Koproduzenten: Christoph Friedel, Hernan Musaluppi, Natacha Cervi, Florencia Larrea; Kamera: Barbara Alvarez; Musik: Reverb / Sebastián Del Muro Eiras; Schnitt: Fernando Epstein, Pablo Stoll Ward; Länge: 121,15 Minuten; FSK: ohne Altersbeschränkung; ein Film im Verleih von Real Fiction Filmverleih; deutscher Kinostart: 22. November 2012
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